Häufige Fragen

Ist Inklusion nicht nur ein neues Wort für Integration?

In der Tat ist es so, dass Inklusion und Integration oft synonym verwendet werden. Inklusion meint aber mehr als eine Integration von Menschen mit Behinderung in eine gleichbleibende Umwelt. Inklusion fordert die Anpassung der Umwelt an die jeweiligen Voraussetzungen der Menschen.

Können auch schwerbehinderte Menschen inkludiert werden?

Zunächst es wichtig sich klar zu machen, dass es nicht darum geht jemanden in etwas hinein zu inkludieren (das würde eher dem Ansatz der Integration entsprechen) und die Menschen mit schweren Behinderungen in der „normalen“ Umwelt allein zu lassen. Je schwerer die Behinderung, desto größer muss die Anpassung der Umwelt sein, um eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, beispielsweise durch Unterstützung am Arbeitsplatz oder in der Schule.

Ist ein inklusives Bildungskonzept überhaupt umsetzbar & finanzierbar?

Natürlich sind so weitreichende gesellschaftliche Neuerungen auch immer mit Kosten verbunden. Wenn die Inklusion aber gesellschaftlich gewünscht ist und alle daran mitarbeiten, kann das große Ziel erreicht und Möglichkeiten der Finanzierung gefunden werden. Würde beispielsweise direkt barrierefrei gebaut werden, könnten Kosten für Umbaumaßnahmen gespart werden. Auch die Beschäftigung von ausreichend Sonderpädagogen an Regelschulen und die damit verbundene Einsparung der Sonderschulen kann auf lange Sicht kosten senken.

Wie kann ein Lehrer den Bedürfnissen von SchülerInnen mit und ohne Förderbedarf gleichzeitig gerecht werden?

Die Aufgabe der Lehrkräfte in inklusiven Klassen ist in der Tat keine einfache. Je nach Förderbedarf der einzelnen SchülerInnen wird es notwendig sein ein oder mehrere zusätzliche Pädagogen mit in den Unterricht einzubeziehen. Außerdem müssen Stundeninhalte differenziert und unter Umständen individuell angepasst werden. Wichtig ist der offene und bewusste Umgang mit Heterogenität beim Lernen.

Warum ist das Thema Inklusion gerader in letzter Zeit so präsent?

Mit der Unterzeichnung der UN- Konvention im Jahr 2009 hat sich Deutschland verpflichtet ein inklusives Bildungssystem einzurichten.

Welche Förderschwerpunkte gibt es und welcher tritt am häufigsten auf?

Die Unterteilung der Förderschwerpunkte erfolgt in „Lernen“, „Sehen“, „Hören", „Sprache“, „körperliche und motorische Entwicklung“, „geistige Entwicklung“, „emotionale und soziale Entwicklung“ und „Kranke“. Bei nicht eindeutigen Zuordnungen gibt es weiterhin die Möglichkeit der Einteilung „übergreifend“ oder „ohne Zuordnung“. Lern- Verhaltens- und Sprachprobleme treten bei 70% der Förderbedürftigen auf.

Inklusive Bildung durch zieldifferenzierten Unterricht – Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass jedes Kind nach individuell festgelegten Lernzielen lernt. Die zu erreichenden Kompetenzen und Lernziele sind dabei so differenziert formuliert, dass gemeinsames Lernen in allen Fächern auf unterschiedlichen Anspruchsebenen möglich wird.

Büßt der Unterricht durch Inklusion an Qualität ein?

Ganz und gar nicht, denn inklusiver Unterricht setzt immer auch eine verstärkte individuelle Förderung voraus. Durch passgenaues Lernen erhöht sich die Lernwirksamkeit und das schulische Scheitern wird verringert. Inklusive Bildung ist also qualitativ hochwertige Bildung, wenn sie richtig angewendet wird.

Wie viele SchülerInnen mit Förderbedarf gibt es in Deutschland und wie viele von ihnen besuchen eine Regelschule?

Im Schuljahr 2012/2013 gab es bundesweit 494.744 SchülerInnen mit diagnostiziertem sonderpädagogischen Förderbedarf. Dies entspricht 6,6 % der Gesamtschülerzahl in den Klassenstufen 1 bis 10. Nur 28,2 % von ihnen besuchten bundesweit eine Regelschule. Bis zum Jahr 2020 könnten alle Schüler mit den Förderschwerpunkten „Lernen“, „Sprache“, „Emotionale und soziale Entwicklung“ sowie die Hälfte der SchülerInnen aus den übrigen Förderschwerpunkten eine allgemeine Schule besuchen, wenn die Bundesländer entsprechende Voraussetzungen schaffen.

Wo steht Deutschland bei der derzeitigen Umsetzung der inklusiven Bildung im internationalen Vergleich?

Deutschland belegt im internationalen Vergleich leider nur einen der hinteren Plätze was die Umsetzung der inklusiven Bildung anbelangt. In vielen südeuropäischen und skandinavischen Ländern, darunter Italien, Norwegen und Schweden, ist inklusive Bildung bereits weit umgesetzt: in diesen Ländern besuchen weniger als ein Prozent aller Schüler gesonderte Bildungseinrichtungen.

 

Quellen:
Deutsche UNESCO Komission e.V.: Inklusive Bildung; verfügbar unter:

www.unesco.de/inklusive_bildung.html

Leidmedien.de: Inklusion – Was heißt das? verfügbar unter:

leidmedien.de/sprache-kultur-und-politik/inklusion-was-heisst-das/